Vorträge 2025

Auch in diesem Jahr haben wir wieder Gastreferenten zu verschiedenen Themen auf die Zeiteninsel eingeladen.

Die Vorträge finden jeweils im Rössenhaus auf dem Gelände der Zeiteninsel statt. Alle Vorträge bieten wir kostenlos an, wir bitten um eine Anmeldung für die Planung. Vielen Dank!

 

Die Keltischen Wanderungen: Mobilität, Migration und die Ausbreitung der Latènekultur

Referent: Dr. Martin Schönfelder
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum für Archäologie

 

Traditionell werden unter den Keltischen Wanderungen die kriegerischen Expansionen der Kelten nach Italien und nach Griechenland verstanden. Diese aus den römischen Schriftquellen bekannten Ereignisse lassen sich aber mit den archäologischen Quellen nur teilweise in Einklang bringen. Zusätzlich können hier noch mehrere Phänomene der Ausbreitung der keltischen Latènekultur in ganz Europa beschrieben werden. Im Zeitabschnitt zwischen dem 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. finden neben der Ausdehnung der Latènekultur sowie den Keltischen Wanderungen sehr dynamische soziale Prozesse in den eisenzeitlichen Gesellschaften statt. In Mitteleuropa verändert sich die Idee der Elite – und damit auch das Bild der materiellen Kultur in den Gräbern allgemein. Diesen Phänomen soll in einem Vortrag mit Beispielen aus ganz Europa nachgegangen werden.


 Digitale Visualisierung des Kapellenbergs um 3700 v. Chr. (Stadt Hofheim; LEIZA; Architectura Virtualis)

Der Kapellenberg bei Hofheim am Taunus –
Eine vielschichtige Geschichte der befestigten jungneolithischen Höhensiedlung im Rhein-Main-Gebiet

Referent: Prof. Dr. Detlef Gronenborn
Stv. Kompetenzbereichsleiter »Vorgeschichte« am Leibniz-Zentrum für Archäologie

 

Seit 2008 ist das Leibniz-Institut für Archäologie, der Arbeitsbereich für Vor- und Frühgeschichte, sowie die hessenARCHÄOLOGIE und die Stadt Hofheim in einem Gemeinschaftsprojekt mit der Erforschung der jungsteinzeitlichen Belegung der Höhensiedlung Kapellenberg beschäftigt. Es handelt sich um ein 43 ha große Anlage mit auch heute noch erstaunlich guter Erhaltung der Wallanlagen und einem mutmaßlichen Großgrabhügel, die hauptsächlich zwischen 4200 und 3500 v. Chr. genutzt wurde. Es ist die Zeit der Michelsberger Kultur, deren Ursprünge in Frankreich liegen. Im Zuge der michelsbergzeitlichen Aufsiedlung des Rhein-Main-Gebietes wird das Palisaden- und Wallsystem immer wieder aus- und umgebaut und an die Innenbesiedlung angepasst. Neben der Geschichte der Höhensiedlung wird auch ein besonderes Augenmerk auf die umliegende Landschaft gelegt, insbesondere auf die 5 km entfernte Siedlung in Hattersheim am Main. Es wird deutlich, dass der Kapellenberg in eine komplexe regionale Siedlungsdynamik eingebunden war. Diese lokale Geschichte lässt sich über Datenmodelle gut in vielschichtige europaweite Prozesse einpassen.


Roots – Das Steinzeitretreat. Ein Experiment urzeitlichen Lebens in Spanien

Referent: Markus Klek
Archäotechniker und Autor

 

Der Paläotechniker Markus Klek ist für seine abenteuerlichen Steinzeit-Reenactments bekannt. Verschiedene Medien und das Fernsehen berichteten über seine winterlichen Schwarzwald- und Lappland-Durchquerungen. Fernab des Medienrummels findet aber seit drei Jahren ein anderes spannendes Urzeit-Experiment in einer abgelegenen Wildnisregion Spaniens statt. Auf einem großflächigen Gelände, welches von Wildpferden, Auerochsen und Bisons bevölkert wird, begibt sich eine internationale Gruppe von Neugierigen in eine Zeitkapsel, um wochenlang wie in der Steinzeit zu leben: Ohne moderne Hilfsmittel ziehen sie sich fernab der Zivilisation zu den Wurzeln des Menschseins zurück. In seinem Erlebnisvortrag berichtet Markus Klek anhand von eindrucksvollem Bildmaterial von den persönlichen Herausforderungen, den Höhen und Tiefen dieses Abenteuers und dem gemeinsamen Leben moderner Menschen in der Steinzeit.

https://palaeotechnik.eu/de/


Bauen und Leben im Überschwemmungsgebiet –
Die prähistorische Besiedlung in der Aue der Lahn bei Niederweimar aus naturwissenschaftlicher Sicht

Referent: Dr. Ralf Urz
Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Geographie

 

Seitdem im Jahr 1991 die ersten archäologischen Siedlungsbefunde im Zuge der Sand und Kiesgewinnung in der Kiesgrube Niederweimar ans Licht kamen, wurden parallel zu den fortschreitenden archäologischen Ausgrabungen bis heute geologische, geoachäologische und archäobotanische Untersuchungen durchgeführt. Erforscht wurden und werden die Kennzeichen sowie Veränderungen von Naturraum und Landwirtschaft im Lahntal um Weimar zwischen Mesolithikum und Mittelalter. Der Vortrag berichtet über Methoden und Ergebnisse aus 30 Jahren naturwissenschaftlicher Arbeit in der Kiesgrube. Schwerpunkte bilden dabei Fragen nach der Gefährdung der vorgeschichtlichen Siedlungen durch Fluss und Hochwasser sowie nach der Lebensgrundlage ihrer Bewohner.  


Die Bronzezeit im Fuldaer Land. Von alten Grabungen zu neuen Erkenntnissen

Referentin: Milena Wingenfeld M.A.
Stadt- und Kreisarchäologin Fulda

 

Mit dem Heimatforscher Joseph Vonderau (1863-1951) beginnt im Umkreis Fulda die systematische archäologische Erforschung der Region. Von zentraler Bedeutung sind dabei besonders auch die in der Landschaft gut sichtbaren Grabhügel. Die Erkenntnisse, die Vonderau durch seine Ausgrabungen gewinnt, bilden bis heute die Basis für unser Wissen um die Bronzezeit in der Region. Moderne Grabungen und interdisziplinäre Forschungen haben in den letzten Jahrzehnten den Kenntnisstand erheblich erweitert. Diese höchst spannenden Ergebnisse werden in dem Vortrag vorgestellt.


Vergangene Vorträge 2024

Tausend Tote ohne Grab – der einzigartige jungsteinzeitliche Ritualort von Herxheim (Pfalz)

Referentin: Dr. Andrea Zeeb-Lanz 

Archäologin (Forschungsprojekte Neolithikum RLP) 

 

Der mittlerweile wohl in Europa bekannteste – und bis heute einzigartige – Fundort des späten 6. Jahrtausends v. Chr. ist die Siedlung mit Doppelgraben von Herxheim, die in die bandkeramische Kultur der ersten europäischen Ackerbauern gehört. Ganz außerordentlich: Hier wurden in kurzer Zeit insgesamt wohl mehr als 1000 Menschen getötet, danach zerlegt und ihre Knochen letztlich in kleine Fragmente zerschlagen. Die Schädel der Opfer erhielten eine besondere Behandlung – das Schädeldach wurde sorgfältig herausgearbeitet und als Schale erhalten. Zusammen mit den menschlichen Überresten – mehr als 80 000 Knochen, Knochensplitter, Schädel und Schädeldächer – fanden sich zahlreiche andere Artefakte. Vor allem ist die ganz erhebliche Menge hochqualitativer verzierter Keramik zu nennen, die absichtlich zerschlagen wurde. Auch zerschmetterte Steingeräte sowie Mahlsteine und ausgewählte Tierknochen gehören zu den bemerkenswerten Funden aus den Gräben von Herxheim. Die Referentin, die seit mehr als 20 Jahren ein großes Forschungsprojekt zu Herxheim leitet und dort auch eine Forschungsgrabung durchgeführt hat, interpretiert mit weiteren Kollegen den Ort als ganz besondere, einzigartige frühneolithische Ritualstätte, an der spezielle Menschenopfer stattfanden. Aber auch massenhafter Kannibalismus, wohl in rituellem Zusammenhang, wird von einigen Anthropologen als weitere Interpretation favorisiert. 

Wer waren die Toten von Herxheim? Wer die Akteure des Rituals? Warum wurden so extreme Ritualhandlungen überhaupt hier durchgeführt? Der Fundort bleibt bis heute voller offener Fragen!

Im reich bebilderten PowerPoint-Vortrag werden zahlreiche noch immer rätselhafte Details der Anlage dargelegt und die kontroversen Interpretationsansätze vorgestellt. 


Fotograf: R.-J. Braun; hA

Von der Vorgeschichte bis zur Neuzeit – aktuelle Ausgrabungsergebnisse aus der Kiesgrube in Niederweimar

Referentin: Dr. Christa Meiborg 

Leiterin der archäologischen Außenstelle Marburg des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen

 

Die Ausgrabungen im Kiesgrubenareal von Niederweimar sind ein wichtiges Arbeitsgebiet der Archäologischen Denkmalpflege in Marburg seit 1997. Frau Dr. Christa Meiborg von der Abteilung hessenARCHÄOLOGIE, Landesamt für Denkmalpflege Hessen berichtet in ihrem Beitrag: „Von der Vorgeschichte bis zur Neuzeit – Aktuelle Ausgrabungsergebnisse aus der Kiesgrube in Niederweimar“ über die Ausgrabungsergebnisse der Jahre 2017 – 2021. Bei den Ausgrabungen der letzten Jahre zeichneten sich in den Erweiterungsflächen erneut Siedlungsschwerpunkte in der Urnenfelder- und Eisenzeit ab. Auch zahlreiche neuzeitliche Befunde, die möglicherweise von Heerlagern stammen, wurden in den letzten Jahren großflächig untersucht. Darüber hinaus hat die Untersuchung einer mächtigen ehemaligen Hochflutrinne dazu beigetragen, das ehemalige Landschaftsrelief an dieser Stelle besser zu verstehen.


Von "Fürsten" und Knubbelnasen  Altes und Neues zum früheisenzeitlichen Glauberg

Referent: Dr. Axel G. Posluschny 

Leiter Forschungszentrum Keltenwelt am Glauberg

 

Spätestens seit den Ausgrabungen der 1990er Jahre gilt die befestigte Höhensiedlung auf dem Glauberg am Südostrand der Wetterau als einer der bekanntesten "Keltischen Fürstensitze" der Älteren Eisenzeit. Drei reiche Gräber mit Bronzekannen, verzierten Schwertern, Goldschmuck, aufwändigen Gürteln, exzeptionellen Fibeln und die Reste von mindestens drei weiteren zerschlagenen Sandsteinstatuen belegen den Wohlstand der Bewohner der Höhenbefestigung. Koralle als Schmuckelement und der Farbstoff aus der Kermes-Schildlaus sind ein deutlicher Hinweis auf die engen Kontakte in den Mittelmeerraum. Als Zeichen von Macht und Einfluss darf sicher auch die um etwa 400 v. Chr. begonnene massive Umgestaltung der umgebenden Landschaft durch eine gewaltige, aber nie fertiggestellte Graben-/Wallanlage gedeutet werden.

Der Vortrag gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Erforschung sowie über die gegenwärtigen Forschungsfragen zu den Grundlagen des Reichtums des Glaubergs am Übergang vom 5. zum 4. Jh. v. Chr..


Eiszeitwanderung  durch den Schwarzwald, wie in der Steinzeit

Referent: Markus Klek

Archäotechniker und Autor

  

Der Archäotechniker und Autor Markus Klek aus Schramberg begab sich im Januar auf eine Reise in die Steinzeit. Mitten im Winter durchquerte der Urzeitspezialist den heimatlichen Schwarzwald in seiner steinzeitlichen Winterausrüstung. Dieses achttägige Living-History-Event bündelte die Ergebnisse einer über 30-jährigen Beschäftigung mit prähistorischen Lebens- und Handwerkstechniken. Erprobt wurde unter anderem eine selbstgefertigte Bekleidung aus Leder und Fellen heimischer Wildtiere, sowie Nachbauten von Ausrüstungsgegenständen des Ötzi. Auf kleinen Wegen und querfeldein ging es etwa 100 Kilometer von Schramberg über den Hochschwarzwald Richtung Freiburg. Gelagert wurde ohne Zelt unter freiem Sternenhimmel und zu essen gab es nur, was in der Steinzeit auch auf den Tisch kam.  Das SWR Fernsehen begleitete den Archäotechniker während dieser Aktion an einem Tag.

In seinem Vortrag im Museum der Zeiteninsel berichtet Markus Klek anhand von Foto- und Videomaterial von seiner Steinzeittour, seinen Erlebnissen, den Herausforderungen und Rückschlägen, und er bringt seine gesamte Ausrüstung zur Begutachtung mit.

 

Kontakt, Infos/Termine und Social Media:

www.palaeotechnik.eu

Instagram und Facebook @markusklek

 


Geschichte des Ackerbaus und des Pflügens

Referent: Claus Kropp M.A.

Leiter des Freilichtlabors Lauresham an der UNESCO-Welterbestätte Kloster Lorsch

 

Wie veränderten sich in den letzten Jahrtausenden die ackerbaulichen Tätigkeiten und Technologien und welche Auswirkungen hatten diese auf das Leben der Menschen? Wie gut waren die Ackerbauverfahren an Klimaveränderungen, Dürren oder Unwetter angepasst? Kann die Wirtschaftsweise der eisenzeitlichen und mittelalterlichen Menschen als nachhaltig bezeichnet werden? Begleiten Sie uns auf eine kurzweilige Zeitreise in die Geschichte des Ackerbaus der letzten Jahrtausende. Nach dem Vortrag wird es Zeit zur Diskussion geben.