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Bau einer mesolithischen Behausung

Eingerahmt von einem kleinen Kiefern-Birken-Wäldchen und Haselbüschen präsentiert sich neuerdings eine mittelsteinzeitliche Behausung auf dem Hochufer nahe dem Gewässer, das die Zeiteninsel umfließt.

Als Mittelsteinzeit wird in unseren Breiten die Epoche nach dem Ende der letzten Eiszeit ab etwa 9600 v. Chr. bezeichnet, die mit der Ankunft der jungsteinzeitlichen Bauern um etwa 5600 v. Chr. endete.

Damals breiteten sich in Europa wieder dichte Wälder aus, in denen Birken, Kiefern und Haseln vorherrschten. Diese lieferten auch das Baumaterial für die Behausungen der Wildbeutergruppen, die damals als Jäger und Sammler das Land besiedelten. 

In Niederweimar konnten allerdings noch keine Spuren größerer Behausungen aus dieser Zeit nachgewiesen werden; lediglich die Spuren eines Jagdlagers mit kreisförmig angeordneten Steinen, einer Feuerstelle und Steinartefakten wurden gefunden.

An anderen Orten, z. B. in Rottenburg-Siebenlinden konnten durch moderne archäologische Methoden größere Behausungen nachgewiesen werden. So konnte dort mit Hilfe aufgefundener reihenförmiger Verdichtungen von winzig kleinen Steinsplittern die Größe und Form einer Behausung erschlossen werden, in der Feuersteinwerkzeuge zugeschlagen worden waren (sogenannter Wandeffekt). Es ergab sich ein rechteckig-ovaler Grundriss mit zwei Eingängen und einer innen liegenden Feuerstelle. 

Aufgrund dieser Funde konnte die Rekonstruktion eines Hauses von circa 4,5 Metern Breite und 6,5 Metern Länge erstellt werden.

Zunächst wurde von Monika Mosburger das Modell eines tonnenförmigen Hauses im Maßstab 1:10 erstellt. Nach Beurteilung und Freigabe durch Dr. Andreas Thiedmann, steckte Monika Mosburger den Grundriss ab. Bis Ende März 2021 waren 30 lange dünne Birkenstämme in Gemeinschaftsarbeit aus dem Wald bei Reddehausen gezogen und auf die Zeiteninsel gebracht worden. Sie mussten geschält werden, wieder in schöner Zusammenarbeit.

Viel Arbeit machte das Entfleischen und Zerschneiden eines riesigen Stierfells zur Gewinnung von Binderiemen aus Rohhaut.

Im März 2021 wurden auf dem Grundriss schräge Pfostenlöcher gebohrt Abstand 60 cm; dann die Birken abgelängt, an den dünnen Enden zwei und zwei zusammen gebunden und als gebogene Joche aufgestellt. Es wurden weitere Birkenstämmchen horizontal eingeflochten, um ein stabiles tonnenförmig-ovales Gewölbe zu erstellen, dessen Stangen an den Kreuzungspunkten mit Rohhautstreifen verbunden wurden.

Den Sommer 2021 über wurde diese Unterkonstruktion von unten her reihenweise mit Reet gedeckt, das durch horizontal verlaufende Walzstangen aus Hasel an die Unterkonstruktion gepresst wurde.  Bindematerial waren wieder Rohhautstreifen, aber auch Seile und dünne Weidenruten. 

Nach der Winterpause unter einer großen Plane wurde vom Frühjahr 2022 an bis Mitte Juni weiter an der Reetdeckung gearbeitet.  All diese Arbeiten wurden in größeren und kleineren Gruppierungen vollständig in Eigenleistung der AG Mittelsteinzeit und der AG Lebendige Archäologie durchgeführt.

Allen Helfenden einen herzlichen Dank!

Seit dem 16. Juni 2022 wurden erste Versuche der Dachdeckung mit Birkenrindenplatten durchgeführt Dennis Moch und Monika Mosburger entwickelten eine praktische Methode die einzelnen 50 × 100 cm großen Platten auf dem Dach durch lange Haselruten überlappend zu fixieren. Bis endlich am 22. September mit der letzten Birkenrinde auch die letzte Lücke im Dach abgedeckt werden konnte. Es fehlen noch zwei geflochtene Türen, die mit Fellen bezogen werden sollen und eine von innen bedienbare Rauchklappe, dann kann Richtfest gefeiert werden. 

 

Der Bau wurde auch filmisch von Dennis Moch dokumentiert und kann auf YouTube angesehen werden: Start des Baus 

 

Text: Monika Mosburger und Dennis Moch

Fotos: Andrea Winter, Frank Schiller, Dennis Moch

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