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Einweihung des eisenzeitlichen Keramikbrennofens

Am letzten Wochenende war es endlich soweit: wir hatten genügend Keramik produziert, um unseren Nachbau eines eisenzeitlichen Brennofens zu beschicken und erste Brenn-Erfahrungen mit ihm zu sammeln.

 

Dieser Brennofen wurde aus Lehm nach einem Fund nachgebaut, der in der Nähe der Zeiteninsel ausgegraben worden war. Wir haben ihn als einen oben offenen Schachtofen rekonstruiert, der auf einem umlaufenden Absatz in der Ofenwand eine separate Lochtenne trägt. Diese Tenne trennt das darunter entfachte Holzfeuer von dem darauf geschützt aufliegenden Brenngut. Durch die Löcher steigen heiße Brenngase und Flammen auf und erhitzen die Töpfe in der Brennkammer.

 

Es begann mit der Diskussion darüber, ob die Lochtenne, die einen Riss aufweist, stark genug sein würde die Last der ganzen Keramik zu tragen, oder ob wir - anders als beim Original -  einige Steine als Absicherung unterbauen wollten. Wir haben uns dafür entschieden, der Stabilität der Lochplatte ohne Stütze zu vertrauen.

 

Die Keramik wurde vorsortiert nach gewünschter Brennfarbe. Denn obgleich die Gefäße in dem offenen Ofenbrand in oxidierender Atmosphäre weitgehend rot brennen werden, wollten wir zugleich für einige Stücke eine reduzierend dunkle Brennfarbe erzielen. Dafür haben wir zwei Möglichkeiten ausprobiert. Die größeren der Gefäße, die dunkel gebrannt werden sollten, haben wir im Ofen ganz oben eingestellt, um sie dann für den zweiten Schritt glühend entnehmen zu können.

Für einige kleinere Gefäße haben wir ein anderes Verfahren versucht: sie wurden in ein großes Gefäß als Muffel eingesetzt, in das auch etwas feiner Schafsmist eingestreut wurde. Dieses Gefäß wurde mit einem Deckel versehen und mit Lehm verschlossen, damit die Gefäße im Inneren direkt in einer reduzierenden Atmosphäre gebrannt werden.

Einige kleine Gefäße wurde innen mit etwas Stroh und Mistresten gefüllt und über Kopf auf kleinen Schalen in den Ofen gestellt, um in ihrem Inneren eine Reduktion zu erreichen.

Beim Einsetzen der Gefäße achteten wir auch besonders darauf, wie die Keramik über den Feuerlöchern positioniert wurde. Der Ofen war nun mit der Keramik bis zum Rand locker aufgefüllt und das Brenngut konnte oben mit einigen gebrannten Platten abgedeckt werden. 

 

In der Vorheizphase wurde mit Holzspänen ein Feuer in der Arbeitsgrube vor dem Schürkanal entzündet und wir waren froh zu sehen, wie schön der Ofen schon dabei zog. In der zweiten Phase wurde nach dem Abbrennen vor dem Schürkanal die Glut immer vorsichtig in den Brennraum geschoben. 

 

Über mehrere Stunden wurde nun die Temperatur ganz langsam erhöht, durch den Aufbau des Glutbettes im Inneren der Brennkammer. Ein mäßiges, aber stetes Nachfüttern mit kleinen Holzscheiten war völlig ausreichend für das Aufheizen. Nachdem die kritische Anwärmphase überstanden war, wurden auch dünne lange Hölzer bis unter die Lochplatte geschoben und die Flammen strichen nun um die Töpfe.

Zunächst kam etwas Rauch zwischen den Platten hervor, im Verlauf dann immer mehr schwarzer Rauch, bis die Flammen zwischen den Platten hervorzüngelten.

Mit einem Temperaturfühler konnten wir verfolgen, wie sich der Ofen in den unterschiedlichen Bereichen erhitzte. Der vordere Bereich war stetig fast 100° voraus – hier werden wir beim nächsten Brand mit etwas dichterem Einsetzten den Zug etwas drosseln können.

Nachmittags, nach sieben Stunden Brenndauer hatten wir die Höchsttemperatur von 780°  (am heißesten Punkt 820°) erreicht – längst genug für vorgeschichtliche Keramik.

 

Nun wurde der Eingang zur Feuerkammer mit Steinen und Lehm verschlossen, um den Zug zu stoppen, so dass die Termperatur nicht zu schnell absank und eine leichte Reduktion auf alle Gefäße nachwirken konnte. Jetzt wurden wenige Abdeckplatten entfernt und die Keramikstücke heiß entnommen, die reduzierend unter

einem feinem Spelz/Mistbett geschmaucht werden sollten. Ein aufgestreutes Erde-Asche-Gemisch erstickte kleine aufflackernde Flammen.

Am zweiten Tag zeigte sich schnell, dass der reduzierende Schmauchbrand gut geklappt hatte. Die Gefäße zeigen eine schöne Dunkelbraun- bis Schwarzfärbung.

 

Im Ofen wurden die Abdeckplatten entfernt und ein erster Blick zeigte interessante Verfärbungen und vor allem Gefäße ohne größere Defekte.

 

Die Töpfe wurden nun nach und nach entnommen, wobei wir immer geschaut haben, wie und wo die Gefäße im Ofen standen und welche Auswirkungen das auf eventuelle Färbungen oder andere Besonderheiten gehabt hatte.

Es zeigte sich bei einigen Stücken ein Farbenspiel mit  Rotfärbung in den Zonen, die offenlagen, als der Ofen für die Entnahme der schwarz zu brennenden Keramik geöffnet wurde und nur unvollständig wieder zu verschließen war. Die noch geschützt stehenden Töpfe hatten Ocker-Farbtöne angenommen.

Von den Gefäßen, die in der Muffel gebrannt wurden, zeigten nur die unteren Anzeichen von Reduktion, da der Lehmring abgefallen war und damit die Atmosphäre nicht mehr dicht vor Sauerstoff verschlossen geblieben war.

Bei den kleinen Gefäßen, die innen mit etwas Stroh-Mistgemisch versehen worden waren, zeigen einige Tone im Inneren eine interessante weißliche Färbung, im Kontrast zur roten Außenfarbe, andere ein spannendes Farbenspiel. Die Graphitbemalung war in Teilbereichen gut erhalten – in anderen war sie bei den leicht zu hohen Temperaturen etwas weggebrannt. 

Insgesamt war der erste Ofenbrand auf der Zeiteninsel erfolgreich und wir haben viel für den nächsten gelernt. Es gab keine Verluste, einige Gefäße haben feine Haarrisse und es sind interessante Färbungen entstanden. 

 

Und das wichtigste: der Ofen hat sich bewährt, er zieht super und die Lochplatte hält. 

Und wir können nun sagen, dass der eisenzeitliche Ofenbefund, dessen ursprüngliche Funktion nicht wirklich gesichert ist, in dieser rekonstruierten Form sehr gut zum Brennen von Keramik dieser Zeitstellung geeignet ist.

Nun müssen wir dringend neue Keramik produzieren, denn es lockt zu weiteren Experimenten: beim nächsten Mal wollen wir versuchen in diesem Ofen reduzierend zu brennen, indem wir ihn am Ende komplett verschließen.

 

Es bleibt spannend.

 

Text: Susanne Gütter und Meike Schuler-Haas

Fotos: Meike Schuler-Haas

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